Späte Anerkennung für H. J. Sbrzesny – Gedenkstein erinnert an Opfer rechter Gewalt

Seit Jahren hat sich die Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt Anhalt/Bitterfeld/Wittenberg für die offizielle Anerkennung von Hans Joachim Sbrzesny als ein Opfer rechter Gewalt eingesetzt. Sbrzesny legte sich in der Nacht zum 1. August 2008 im Park vor dem Dessauer Hauptbahnhof auf eine Bank, wurde fälschlicherweise als obdachlos wahrgenommen und von zwei Neonazis zu Tode geprügelt.

Am 1. August dieses Jahres, also genau 15 Jahre nach dem Mord, wurde ein Gedenkstein eingeweiht, der zukünftig am Ort des Verbrechens an Herrn Sbrzesny erinnern wird. Der Gedenkstein ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Dessau-Roßlau, der Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt Anhalt/Bitterfeld/Wittenberg unter Trägerschaft der AWO-SPI sowie dem Alternativen Jugendzentrum Dessau e.V.

Vor den zeitweise über 60 Teilnehmenden der Gedenkveranstaltung hielt Jacqueline Lohde, Bürgermeisterin der Stadt Dessau-Roßlau, eine Rede, in der sie unter anderem deutlich macht, dass Sbrzesny ermordet wurde, gerade weil er als obdachlos wahrgenommen wurde. Sie erinnerte daran, dass das Ermorden von sozialen Randgruppen schon zur NS-Zeit legitimiert und praktiziert wurde. Und sie ging darauf ein, dass Sozialdarwinismus auch einen ideologischen Kern gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit darstellt und damit auch ein klassisches Element des Rechtsextremismus ist. Der Mord an Sbrzesny kann und sollte deshalb als ein Hassverbrechen betrachtet werden. Mit der Einweihung des Gedenksteins kommt die Stadt Dessau-Roßlau nun dem Wunsch der Beratungsstelle nach, zu dieser Einschätzung Stellung zu beziehen.

Für ihre Beteiligung an der Errichtung des Gedenksteins möchten wir, die Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt Anhalt/Bitterfeld/Wittenberg, an dieser Stelle der Stadt Dessau-Roßlau sowie allen beteiligten Kooperationspartner*innen herzlich danken.